Zur Geschichte des Hauses
* Das Gebäude des Thomas-Morus-Hauses am Buchschirm bei Hilders in der Rhön wurde als landwirtschaftliches Gestüt in unvollendetem Rohbau 1977 von der Gläubigerbank erworben.
* Der Kauf des Anwesens gab so die Möglichkeit, den lange gehegten Wunsch nach einem eigenen Zeltplatz für Sommerzeltlager zu erfüllen. Erschließung und Ausbau von Küche und Sanitärräumen wurden 1978/79 ausgeführt. Damit waren die Voraussetzungen zur Nutzung des Zeltplatzes geschaffen.
* Im Sommer 1980 konnte der Thomas-Morus-Zeltplatz eingeweiht werden.
* In einem 2. Bauabschnitt, 1984/85, wurden das Thomas-Morus-Haus als Jugendbildungsstätte und Freizeitstätte und die Pater-Löslein-Hütte mit einem zusätzlichen Zeltplatz für Selbstversorger fertig gestellt.
* Die Einweihung der gesamten Anlage erfolgte im Sommer 1985.
* Ende 2001 begannen umfangreiche Renovierungsarbeiten. Der Bau einer neuen Spielscheune mit Lagermöglichkeiten für Zeltmaterial stand im Vordergrund. Der an das Haus angebaute „Laufstall”, diente bei schlechtem Wetter als Aufenthaltsraum für die Zeltlager, wurde abgerissen. An seiner Stelle entstand ein neu gestalteter Aufenthaltsplatz. Vorgaben der Brandschutzverordnung machten umfangreiche Veränderungen im Innenbereich erforderlich. Im Zuge dieser Maßnahmen entstanden 2 neue seminargerechte Tagungsräume.
* Die Segnung der Spielscheune nahm der Fuldaer Weihbischof Johannes Kapp am 20. Oktober 2002 vor. Gleichzeitig feierte das Jugendwerk St. Michael e.V. sein 50jähriges Bestehen mit einem “Tag der Offenen Tür”.
* Im Frühjahr 2003 wurden die Renovierungsarbeiten mit der Sanierung der Schlafräume, Modernisierung zweier Referentenzimmer mit Dusche und WC und der großzügigen Umgestaltung des Eingangsbereiches abgeschlossen.
“Nie hätte ich daran gedacht einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen wäre.” (Thomas More)
Thomas
Morus, eigentlich Thomas More, wird am 6. Februar 1478 in London als
Sohn eines erfolgreichen Rechtsanwaltes geboren. Thomas kommt 1490 zur
Erziehung an den Hof des Lordkanzlers und Erzbischofs von Canterbury;
John Morton. 1492 tritt Thomas in das Canterbury College in Oxford ein
und beginnt im selbem Jahr eine juristische Ausbildung an der Inns of
Court in London. Bis zum Jahre 1503 bereitet er sich auf das Leben in
einem Kloster und als Priester vor. Zur Selbstprüfung lebt er ca. vier
Jahre bei den Kartäusern, teilt Gebetszeiten der Mönche, studiert die
heilige Schrift und geht seiner Tätigkeit als Anwalt nach. Während seine
Erfolge als Jurist große Anerkennung finden, gibt More den Entschluss
Priester zu werden auf.
Er gründete eine Familie und wendet sich
seinen politischen Studien zu. 25 Jahre alt, wird er im 1504 Mitglied
des Parlaments. Während im Mittelalter der fatalistische Glaube an die
Vorbestimmung des Menschen durch sein unentrinnbares Schicksal
vorherrschte, glaubt More als Humanist an die Vernunft und
Handlungsfreiheit, die jedem Menschen von Gott gegeben ist. Mores
Erziehungsmethoden für seine Söhne und Töchter fielen für die damalige
Zeit ziemlich aus dem Rahmen. In einer Zeit, als die Rute als
unverzichtbares Erziehungsmittel galt, war sein Konzept, wenig zu
tadeln, dafür aber um so mehr jeden Fortschritt zu loben und die Würde
des Kindes zu achten. Ungewöhnlich war es für die Zeit, dass Mores
Töchter dieselbe Bildung und Erziehung genossen wie seine Söhne.
Durch
seine untadelige Lebensweise und gerechte Juristentätigkeit häufen sich
seine Ämter, so dass er schon bald in den Dienst König Heinrich VIII
eingesetzt wird. 1510 wird er Under-Sheriff von London (Vertreter des
Sheriffs in Rechtssachen). Er arbeitet auch weiter als Schriftsteller
und 1516 wird sein Hauptwerk „Utopia” veröffentlicht. Das Buch
beschreibt das Leben im Inselstaat Utopia und seiner wesentlichen
Einrichtungen. Hinter der positiven Darstellung dieses Staates verbirgt
sich allerdings beißende Kritik an den bestehenden Staaten seiner Zeit.
Im
Jahre 1523 wird Thomas Morus Sprecher des Parlamentes. Damit hat er die
heikle Aufgabe, zwischen König und Parlament zu vermitteln. Zudem
strebt der König die Annullierung seiner Ehe an. Als sich der Papst
weigert, will sich der König von der römisch-katholischen Kirche trennen
und sich selbst als Oberhaupt einer eigenständigen englischen Kirche
einsetzen. Dazu braucht der König aber einen klugen Politiker, um sein
Vorhaben dem Volk schmackhaft zu machen.
Thomas More lässt sich
nicht dafür gewinnen und steht fest zur Einheit der Kirche mit dem
Papst. Den Eid, den Heinrich die Bischöfe und seine Beamten schwören
lies, verweigert Thomas More. Haft im Londoner Tower beugt seinen
Glauben und sein Gewissen nicht. Am 6. Juli 1535 wird Thomas More im
Tower von London enthauptet.
Seinen Humor, für den er bekannt war,
hat er bis zuletzt bewahrt. Eine Anekdote erzählt, dass er den Henker
bei seiner Hinrichtung gebeten habe, beim Zuschlagen mit dem Beil auf
seinen Bart zu achten, da dieser keinen Hofverrat begangen habe.
Thomas
Morus wird 1935 durch Papst Pius XI. heilig gesprochen. Die Katholische
Junge Gemeinde wählt ihn zu ihrem Patron. Die konsequente Lebensweise
des Thomas More war der Grund, ihn als Patron auszuwählen. Das
entschiedeneEintreten für Gerechtigkeit, die Verbindung von Glaube und
Politik und die heitere Gelassenheit, aus der heraus Thomas wirkte, sind
Wegweiser für unsere Gesellschaft.
Vor allem ein Ausspruch ist es,
mit dem Thomas Morus seine innere Überzeugung zusammenfasste: “Nie hätte
ich daran gedacht einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen
wäre.”
Am 31. Oktober 2000 ruft Papst Johannes Paul II Thomas Morus
zum Patron der Regierenden und Politiker aus. Im päpstlichen Schreiben
heißt es: „Viele Gründe sprechen für die Ausrufung des heiligen Thomas
Morus zum Patron der Regierenden und der Politiker. Einer dieser Gründe
ist, dass die Welt der Politik und Verwaltung den Bedarf an
glaubwürdigen Vorbildern spürt. Sie sollen ihr den Weg der Wahrheit
weisen in einem historischen Augenblick, da schwierige Herausforderungen
und ernste Verantwortung zunehmen. Denn ganz neue Erscheinungen in der
Wirtschaft verändern heute das Sozialgefüge. Gleichzeitig verschärfen
die wissenschaftlichen Errungenschaften auf dem Gebiet der
Biotechnologien den Anspruch, das menschliche Leben in allen seinen
Formen zu verteidigen, während die Versprechungen einer neuen
Gesellschaft, die einer verwirrten öffentlichen Meinung mit Erfolg
angeboten werden, dringend klare politische Entscheidungen fordern
zugunsten der Familie, der Jugend, der Alten und der Ausgegrenzten.
In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, auf das Beispiel des heiligen Thomas Morus zurückzuschauen …“
© Jugendwerk St. Michael 2015